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Zusammenhalt als Faustpfand für den Klassenerhalt - Trainer-Duo im Gespräch

(Waldbrunn) Eine nervenaufreibende Verbandsligasaison ging am Sonntag zuende. Allzu viele Fußballanhänger dürften lange Zeit gar nicht mehr mit einem Verbleib in der zweithöchsten Spielklasse Hessens gerechnet haben, doch nun ist es Fakt: Durch einen 4:2-Heimsieg gegen den FC Gießen II bleibt der FC Waldbrunn Verbandsligist - ein unglaubliches Glücksgefühl am Sonntag um 16:51 Uhr, als das kleine Wunder vollbracht war und die Spieler frenetisch von den Zuschauern gefeiert wurden: Ein Nichtabstieg, der an diesem Tag gefühlt wie eine Meisterschaft war.

fcwaldbrunn.de: Hallo Daniel und Steffen! Wir haben eine gefühlt sehr lange Saison hinter uns. Beschreibt bitte eure Gemütslage: Ausgepowert und froh, dass jetzt Pause ist? Oder sofort wieder voller Vorfreude auf eure erste "richtige" Saison als Trainerduo?

Erbse: Da sagst du was! Ich glaube, wir alle sind froh, jetzt erst mal eine Pause zu haben, auch wenn sie kurz ist. Es war eine Saison mit vielen Verletztungen, die uns immer wieder zurückgeworfen haben. Aber klar, es ist auch schon Vorfreude da, denn wir können bei 0 anfangen.

Rücker: Ich bin tatsächlich froh, dass jetzt erst mal Pause ist, denn ich habe die Saison härter gespürt als gedacht und war zwischenzeitlich schon körperlich am Limit. Die letzten Spiele fielen mir nach dieser Saison auch wirklich schwer, aber Wille und Ehrgeiz haben alles andere erstmal unterdrückt und mich trotzdem die notwendige Leistung abrufen lassen. Natürlich freue ich mich auch auf die nächste Saison - aber die Pause ist bitter nötig.

fcwaldbrunn.de: Daniel, du bist gerade in Kroatien - ein gebuchter Urlaub lange bevor du hättest ahnen können, dass ihr beiden schon in dieser Saison als Trainer-Duo agieren würdet. Wie hast du die letzten Spiele aus der Ferne erlebt? Wann war für dich klar: Das wars - wir gewinnen gegen Gießen?

Erbse: Durch das Internet war ich ständig informiert und konnte große Teile des Spiels gegen Gießen sogar per Livestream verfolgen. Das ist auf jeden Fall schlimmer, als an der Seitenlinie zu stehen! In dem Moment, als wir in Eltville gewonnen haben, hatte ich schon ein sehr gutes Gefühl. Aber es war mir bewusst, dass es dennoch spannend werden kann. Und so kam es auch! Das Spiel gegen Gießen steht irgendwo auch sinnbildlich für unsere Saison mit vielen Tiefen, aber auch einigen Höhen - am Ende haben wir es verdient geschafft, die Klasse zu halten.

fcwaldbrunn.de: Kommen wir zum Gießen-Spiel, Steffen. Ihr führt früh 2:0 durch Lukas Steioff und Kapitän Eric Böcher. Was ging da in dir vor? Von außen war jeder sofort erleichtert und viele haben mit einem "Schützenfest" gerechnet.

Rücker: Nach dem 2:0 und den unzähligen Chancen habe auch ich gedacht: Jetzt schießen wir uns den Frust von der Seele - aber nach dem Gegentreffer hatten wir keine Ruhe und Sicherheit mehr. Danach hat man uns die Anspannung zu stark angemerkt, worunter die Leistung dann litt.

fcwaldbrunn.de: Es kam sogar noch schlimmer. Gießen verkürzte per Strafstoß auf 2:2!

Erbse: Natürlich habe ich gedacht: Das kann doch nicht wahr sein! Gerade wenn man keinen Einfluss nehmen kann, ist es ganz schlimm. Aber die Moral war genial und wir haben zum Glück wieder schnell ins Spiel gefunden und sofort das 3:2 erzielt.

Rücker: Es waren tatsächlich 1000 Gedanken, die mir durch den Kopf schwirrten. Aber trotzdem verspürte ich eine innerliche Ruhe. Was zu diesem Zeitpunkt komischerweise auch von der kompletten Mannschaft so rüber kam, sodass wir danach mehr oder weniger unbeeindruckt zurückkamen und die Leistung dann auch in Tore umgesetzt haben.

fcwaldbrunn.de: Warum seid ihr letzlich in der Klasse geblieben? Was war euer "Geheimrezept"?

Erbse: Unser Geheimrezept? Wir haben nie die Nerven verloren,  immer zusammengehalten und dann auch wieder in unseren Kampf gefunden! Zudem haben wir stets das Vertrauen des Vereins gespürt. Auf dem Platz haben wir es geschafft, wieder unsere Grundtugenden abzurufen - das hat uns insgesamt den Klassenerhalt ermöglicht. Wenn es nicht wieder eine so enge Saison werden soll ,müssen wir aber aus dieser Runde lernen und möglichst von Verletzungen verschont bleiben.

Rücker: Ich denke auch das „Geheimrezept“ liegt in der geschlossenen Mannschaftsleistung in egal welchen Hoch- und Tiefphasen; vor allem der Glaube an das wohl erstmal Unmögliche. Teil des "Geheimrezepts" waren sicherlich auch die Fans, die auch in schlechten Phasen zu uns auf den Sportplatz kamen und und in Eltville besonders zahlreich unterstützt haben. Das unterstreicht den Stellenwert des Fußballs in Waldbrunn und unserer Umgebung.

Erbse: Und natürlich zu erwähnen: Fussingen wurde wieder zu unserer Festung! 

fcwaldbrunn.de: Nachdem nun der Klassenerhalt gesichert ist - gibt es rückblickend das eine Highlight für euch?

Erbse: Emotional sicherlich der erste Sieg in der Hinrunde in Marburg, als wir uns endlich belohnt haben.

Rücker: Da kann ich Daniel nur zustimmen. Der 1. Saisonsieg war ein kleiner Hoffnungsschimmer am langen Horizont, und dann natürlich das erste Spiel als Trainerduo mit einem 5:0 Auftaktsieg gegen Waldgirmes II.

fcwaldbrunn: Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Erholt euch gut und dann gehts ja bald schon wieder in die Vorbereitung! 

Die bedingungslose Unterstützung des FCW-Anhangs war Teil des "Erfolgsrezepts". Unter ihnen: Heinz Krekel, Josef Pötsch und Wilfried Hömberger - großer Fußballsachverstand des Waldbrunner Fußballs.

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