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100 Jahre SV Fussingen - Aus dem Jahrbuch: Werner Nied

Seit der gebürtige Waldernbach der Liebe wegen seinen Heimatort verlassen

hat, ist er aus Fussingen nicht mehr wegzudenken. Die Rede ist von keinem

Geringeren als Werner Nied, der Anfang Mai seinen 90. Geburtstag feierte. Er

berichtet unter anderem über sein jahrelanges Engagement und die größten

Erfolge im Jugendbereich und erklärt, warum er auch in Zukunft nicht daran

denkt, regelmäßig den kompletten Spielsonntag auf dem Sportplatz zu verbringen.

 

Werner, wie bist du überhaupt zum Fußball gekommen?

 

Angefangen hat alles in den frühen 60ern, so 1960/61. Damals habe ich noch in Waldernbach gewohnt und dort auch schon Fußball gespielt – sogar mit Georg Blum zusammen, dem 1. Vorsitzenden des SV Fussingen. Wegen meiner Frau bin ich nach Fussingen gezogen – und dann ging es hier auch los mit dem Fußball.

 

Wie genau?

 

Meine Jungs haben angefangen zu kicken. Damals gab es noch keine Minikicker, sondern es ging mit der D-Jugend los. Diese habe ich betreut – und zwar bis zur A-Jugend, also insgesamt über zehn Jahre. Der Höhepunkt war 1981 der Kreispokalsieg – ein ganz besonderes Erlebnis. Viele der Jungs, die ich betreut habe, haben später auch in der ersten Mannschaft gespielt.

 

Wie sah die Jugendarbeit damals im Vergleich zu heute aus?

 

Komplett anders! Wir mussten regelrecht kämpfen, um eine Mannschaft vollzubekommen. Auch die Fahrt zum Beispiel wäre heute so nicht mehr denkbar. Damals habe ich 10 Jungs in meinem Käfer transportiert. Das Material war knapp und es wurde auf Hartplätzen gespielt. Da hat immer jemand geblutet. Alles lief ehrenamtlich. Ich habe Samstag bis 15 Uhr gearbeitet, kam nach Hause und wurde schon von 10 Jungs empfangen.

 

Hast du die Jugend alleine betreut?

 

Ohne Leute wie Alfons Eisenkopf oder Egid Heep hätte das nicht funktioniert. Wir hatten ein super Verhältnis, haben viel abgesprochen und uns die Spieler gegenseitig ausgeliehen, damit die Mannschaften spielbereit waren. Auch meine Frau hat das alles mitgetragen – ohne sie hätte ich das nicht so machen können.

 

Und du bist dem Verein bis heute treu verbunden, richtig?

 

Ja, ich bin noch immer bei jedem Spiel dabei. Meistens bin ich um 11 Uhr am Sportplatz und gehe erst abends wieder um 18.30 Uhr nach Hause. Ich schaue mir auch gerne die Jugend an. Es ist toll zu sehen, welche Fortschritte die Jungs heute machen – technisch und taktisch ist das ein anderes Niveau als früher. Der Zusammenhalt ist aber so gut, wie eh und je. Und der ist auch unbedingt notwendig. Die Jungs müssen sich verstehen. Das hat hier immer sehr gut funktioniert und ist auch der Grund, weshalb unsere 1. Mannschaft so erfolgreich ist. Oder auch, weshalb aus meiner damaligen A-Jugend niemand den Verein gewechselt hat – trotz vorliegender Angebote.

 

Wie siehst du die Entwicklung vom SV Fussingen, über Hausen/Fussingen bis hin zum FC Waldbrunn?

 

Ich war von Anfang an für den Zusammenschluss. Alleine ging es nicht mehr – also musste man zusammenrücken. Ich habe sofort Ja gesagt. Auch die Entscheidung, eine vierte Mannschaft ins Leben zu rufen, fand und finde ich richtig. Du kannst die Buben doch nicht einfach laufen lassen! Die brauchen eine Chance und müssen spielen können.

 

Gibt es ein Projekt, auf das du besonders stolz bist?

 

Der Sportplatzumbau im Jahr 2014. Ich war bei jedem Arbeitseinsatz dabei – vom Fliesenlegen bis zum Streichen. Besonders eng habe ich mit Herbert Schuld aus Lahr gearbeitet. Daraus ist eine echte Freundschaft entstanden. Ich hatte sogar lange den Schlüssel für die Anlage – konnte immer rein, wenn was gemacht werden musste.

 

Was wünschst du dir für die Zukunft des Vereins?

 

Dass dieses Miteinander bleibt – im Vorstand, in der Mannschaft, unter den Fans. Das hat uns immer ausgezeichnet. Und dass Menschen weiterhin bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, so wie Jan Ruckes oder andere heute in der Jugendarbeit. Man kann gar nicht hoch genug schätzen, was da geleistet wird.

 

Letzte Frage: Du wirst bald 90 – was treibt dich immer noch an?

 

(lacht) Manche sagen: „Mensch, bist du bekloppt? Musst du immer noch da rumlaufen?!“ Ich sage immer nur: Warum soll ich es lassen und nicht noch behilflich sein? Es ist meine Leidenschaft und so lange es geht, bleibt es auch so. Und wo kommt es schon mal vor, dass Sohn, Enkel und (Groß)Vater gemeinsam geehrt werden? Ich werde jetzt 90 – das ist schon eine Sache. Und ich bin auch stolz, dass ich gewissermaßen meinen Beitrag für den Verein durch die Jugendarbeit leisten konnte.

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