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100 Jahre SV Fussingen - Aus dem Jahrbuch: Die Gebrüder Keller

Der SV Fussingen feiert 2025 sein 100-jähriges Bestehen – und wir nehmen euch mit auf eine Zeitreise. In den kommenden Wochen veröffentlichen wir ausgewählte Kapitel aus unserem Jahrbuch.

 

Ganz gleich ob als aktiver Spieler oder treuer Fan am Spielfeldrand: Die Gebrüder Albert und Peter Keller sind fester Bestandteil des SV Rot-Weiss Fussingen – und das bis heute. Im Interview berichten sie über die Anfangsjahre nach dem Krieg, „kreative“ Aufstellungen bedingt durch Personalmangel und die Bedeutung des Gemeinschaftssinns.

 

Was sind eure ersten Erinnerungen an den SV Rot-Weiss Fussingen?

 

Albert: Meine ersten Erinnerungen reichen zurück in die Nachkriegszeit. Es war schwer,

genug Spieler zu finden – viele junge Männer waren gefallen oder schwer verletzt. Trotzdem wurde immer versucht, eine Mannschaft zusammenzustellen. Auch wenn man manchmal nur mit neun Spielern zu Auswärtsspielen gefahren ist.

 

Peter: Manchmal musste sogar jemand mit Gipsbein im Tor aushelfen. Der Zusammenhalt war aber von Anfang an außergewöhnlich. Sonntags haben wir auf dem Schulhof oder dem Platz trainiert, oft improvisiert.

 

Wann genau begann eure Fußballkarriere?

 

Albert: Direkt nach dem Krieg, als wieder langsam Normalität einkehrte, fing ich an, aktiv Fußball zu spielen.

 

Peter: Ich habe in Hausen gewohnt und früh beim SV Rot-Weiss Fussingen gespielt, später auch in der 1. Mannschaft bis zum Aufstieg in die A-Klasse 1967.

 

Wie würdet ihr diese Anfangsjahre beschreiben?

 

Albert: Die Anfangsjahre waren von Improvisation geprägt. Training war selten regelmäßig, oft fehlten Spieler. Trotzdem bestand der Verein immer weiter.

 

Peter: Besonders schwer war es, weil unser Ort damals nur 450-500 Einwohner hatte. Es gab aber immer wieder Neuanfänge, auch nach schwierigen Zeiten.

 

Also gab es kein „klassisches“ Training?

 

Albert: Das Training fand eher sporadisch statt. Oft wurde einfach auf dem Schulhof oder dem nächsten freien Platz gekickt.

 

Peter: Und Sonntag war Spieltag – ob genug Spieler da waren oder nicht. Der Verein hat

immer Wege gefunden.

 

Was waren aus eurer Sicht die größten Erfolge?

 

Peter: Ganz klar der Aufstieg in die A-Klasse 1967. Das war sicherlich ein Höhepunkt. Aber auch der Zusammenschluss von Hausen und Fussingen zur SG Hausen-Fussingen-Lahr war ein wichtiger Schritt und Erfolg.

 

Was zeichnet den SV Fussingen aus?

 

Albert: Definitiv der außergewöhnliche Zusammenhalt unter den Mitgliedern. Fußball und Freundschaft gingen und gehen Hand in Hand.

 

Peter: Die Trennung von Politik und Sport war ein wichtiges Prinzip. Es ging nur um Fußball und die Gemeinschaft.

 

Ihr habt euch für die Jugendarbeit enorm engagiert – wie würdet ihr diese

Zeit beschreiben?

 

Peter: Der Aufbau war mühsam. Aber die Fusion mit anderen Vereinen hat langfristig Stabilität gebracht. Besonders stolz sind wir auf die Entwicklung bis hin zur SG Hausen-Fussingen-Lahr und später zum FC Waldbrunn.

 

Wenn ihr die damalige und die heutige Zeit vergleicht: Was hat sich verändert?

 

Albert: Früher stand der Spaß und die Gemeinschaft im Vordergrund. Heute ist der Fußball professioneller geworden, aber die alten Werte sollten nicht verloren gehen. Spielermangel und Vereinsbindung sind große Themen. Junge Menschen haben heute viele Alternativen.

 

Peter: Der Zusammenschluss zum FC Waldbrunn war wichtig und richtig. Auch wenn Fußball heute anders ist, bleibt die Gemeinschaft entscheidend. Und genau diese ist wichtig und hilft. Aber es braucht auch Engagement und Herzblut.

 

Gibt es eine Geschichte oder ein Erlebnis, welches ihr nie vergessen werdet?

 

Peter: Ich kann mich an ein Spiel in Thalheim erinnern. Wir sind dort mit dem Bus hingefahren – hatten aber nur neun Spieler. Einer davon war verletzt und spielte trotzdem im Tor. Trotz aller Widrigkeiten haben wir gekämpft und auch viel gelacht.

 

Was wünscht ihr dem Verein für die Zukunft?

 

Albert: Dass die Gemeinschaft weiterhin im Vordergrund steht und der Verein lebendig bleibt.

 

Peter: Dass die nächste Generation den Spirit bewahrt und weiterhin mit Herz und Freude dabei ist.

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