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Die Diagnose war ein Schlag in die Magengrube

Unser Mittelfeldspieler Thomas Weinand verletzte sich in der Coronapause am Kreuzband. Wir wollten wissen, wie es ihm heute geht und wie seine Comeback-Pläne aussehen.

 

fcwaldbrunn.de: Hallo Tommy! Wie geht es dir nach deiner Kreuzband-Operation heute? 

 

Thomas Weinand: Hallo! Soweit geht mir eigentlich sehr gut, denn ich bin mit dem Heilungsverlauf nach der OP, die jetzt zehn Wochen zurückliegt, durchaus zufrieden. Der gewohnte Bewegungsradius im Knie ist wieder vorhanden und ich fühle mich trotz einer leichten Reizung im Knie, die nichts Ungewöhnliches nach einer Kreuzband-Operation ist, wirklich gut. 


fcwaldbrunn.de: Das hört sich doch soweit ganz ordentlich an. Nach größeren Verletzungen stellt sich natürlich immer die Frage: Wie sieht es mit einem Comeback aus? Wann können wir dich wieder auf dem Platz sehen?


Weinand: Ja, das ist klar. Für mich ist es schwierig, da eine konkrete Prognose abzugeben. Für mich ist das Fußballjahr 2020 definitiv gelaufen - da gibt es keine Chancen auf ein sportliches Comeback von mir. Sollte wirklich alles ohne Komplikationen weitergehen, könnte ich voraussichtlich in der Wintervorbereitung um den Februar herum wieder ins Lauftraining einsteigen und vielleicht auch verschiedene Passübungen mitmachen. Inwieweit ich dann schon wieder in Spielformen mit Körperkontakt eingebunden werden kann, das wird sich dann zeigen. 

 

fcwaldbrunn.de: Es ist immer leicht, einem Verletzten auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Das wird schon wieder!“ Doch ganz so leicht ist das ja leider nicht.

Wie erging es dir im Moment der Verletzung und wie bist du mental mit der Diagnose Kreuzbandriss mental umgegangen?

 

Weinand: Die Diagnose an sich war schon eine Art Schlag in die Magengrube, muss ich sagen. Dass es eine doch so schwerwiegende Verletzung ist, damit habe ich nicht gerechnet, weil es sich zu Beginn gar nicht so schlimm angefühlt hat. Ich konnte mein Bein eigentlich noch gut bewegen und einigermaßen normal belasten. Leider hat sich dann mit der Diagnose aber das Schlimmste bestätigt und es wurde ein Kreuzbandriss festgestellt. Ich muss aber trotzdem froh sein, dass nicht noch weitere Strukturen verletzt wurden.

 

fcwaldbrunn.de: Jetzt bist du ja nicht der erste Sportler, der sich einen Kreuzbandriss zuzog. Gibt es Profis oder andere Sportler, an denen du dich hinsichtlich des Heilungsprozesses orientiert hast?

 

Weinand: An Profisportlern schon mal überhaupt nicht, da sie einfach ganz andere Voraussetzungen haben als ich. Wenn ein Profi wieder zurück auf den Platz möchte bzw. vom Verein her auch irgendwo muss, wird dort oft mit dem „aggressivstmöglichen“ Behandlungsplan gearbeitet und diese Möglichkeiten, die dort herrschen, hat man als Otto-Normal-Bürger einfach nicht. Von daher kann ich mich an solchen Heilungsprozessen nicht orientieren. Anhand der aktuellen Beispiele Leroy Sané oder auch bei Niklas Süle, die beide mit einem Kreuzbandirss umgehen mussten, sieht man aber auch, dass selbst optimale Behandlungsmöglichkeiten keine schnelle Rückkehr garantieren. Sané hat von August 2019 bis Ende Juni (Kurzeinsatz gegen Burnley) kein Spiel mehr bestreiten können, Süle spielt seit Oktober 2019 nicht mehr.
In der Regel geht man immer von einem halben Jahr aus, was für einen Profisportler schon eine sehr lange Ausfallzeit ist - das ist für einen Amateursportler meiner Meinung nach absolut unerreichbar und unrealistisch. Man kann sicherlich nach einem halben Jahr wieder irgendwie auf dem Platz stehen, aber definitiv nicht in einem Zustand, bei dem das Knie wirklich geschützt ist und das Kreuzband bei der ersten, zweiten oder dritten Bewegung nicht wieder reißt. 

 

 

fcwaldbrunn.de: Ganz nach dem Motto „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ bzw. des Knies… Wagen wir mal einen Ausblick in die Saison 2020/2021. Die neue Spielzeit ist noch immer eine ziemlich ungewisse Angelegenheit. Vorausgesetzt, es gibt keine zweite „Corona-Welle“ und die Saison kann den Umständen entsprechend normal starten: Wie sind deine Prognosen für die Saison? Wird sich durch die Corona-Phase etwas Grundlegendes am Spielbetrieb ändern?

 

 

Weinand: Man hofft natürlich, dass die gesamte Corona-Phase keine riesigen Auswirkungen auf den Spielbetrieb hat, aber es ist schon zu befürchten. Wir sind froh, dass jetzt zumindest Freundschaftsspiele unter den entsprechenden Vorgaben wieder ausgetragen werden können. Wie sich das mit Zuschauern darstellen wird, werden wir sehen. Ich hoffe für die Vereine, dass dort schnellstmöglich ein guter Weg gefunden werden kann, da Vereine ja von Zuschauereinnahmen leben. Aber auch für uns Spieler ist es natürlich wesentlich schöner, vor Zuschauern anstatt vor leerer Kulisse zu spielen. Dass wir aber zu normalen Ritualen, wie dem gemeinsamen Zusammensitzen im Vereinsheim nach den Spielen, direkt zu Rundenbeginn zurückkehren, sehe ich aktuell leider nicht. In Bezug auf unsere Saison wird sich auch zeigen, wie und wann ein Moritz Steinhauer beispielsweise wieder nach seiner Verletzung einsteigen kann. Nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ist er ein Spieler und Teamplayer, der uns auf dem Platz fehlt. Ansonsten erhoffe ich mir vor dem Hintergrund dieser ganzen Corona-Fragezeichen, dass wir eine Saison im ruhigen Fahrwasser absolvieren können und zügig Punkte sammeln, um mit den unteren Regionen nicht in Berührung zu kommen. Was nach oben möglich sein kann, ist ganz schwer zu sagen. Man darf die letzte Runde aber keinesfalls als Blaupause für dieses Jahr verwenden und erwarten, dass alles so gut läuft wie zuvor. Besonders zu Rundenbeginn haben wir einige Spiele auch hoch gewonnen, wo einfach alles für uns lief und wo das Ergebnis nicht unbedingt immer den Spielverlauf widerspiegelte. Dort haben wir vielleicht dein ein oder anderen Punkt - natürlich gerne - mitgenommen, den wir so nicht unbedingt auf dem Plan hatten. Man muss aber auch sagen, dass wir einfach viele Spiele absolut verdient gewonnen und eine richtig gute Runde insgesamt gespielt haben. Wenn die Mannschaft ihre Qualität auf den Rasen bringt, sind wir in der Lage eine ruhige Saison zu spielen. 

 

fcwaldbrunn.de: Stichwort "Saison" - im Juli 2019 bist du vom FC Dorndorf zu uns nach Waldbrunn gekommen. Wie sind deine Eindrücke von Verein und Team nach deiner ersten Saison? Wie wurdest du "damals" aufgenommen?

Weinand: Die Frage ist sehr leicht zu beantworten, denn ich wurde unfassbar gut aufgenommen. Egal, ob von den Mitspielern, den Trainern, dem Vorstand oder auch den Zuschauern, die uns regelmäßig unterstützen - von Anfang an war jeder super freundlich zu mir und man merkt, dass sich einfach jeder enorm viel Mühe gibt, das noch immer junge Projekt "FC Waldbrunn" ständig einen Schritt nach vorne zu bringen. Dass wir eine Mannschaft sind, habe ich besonders gemerkt, als ich meine Diagnose erhalten habe. Jeder Mitspieler hat mich angerufen und sich bei mir erkundigt, wie es mir geht und die Mannschaft hat mir sogar ein Geschenk für meine Reha überreicht (ein Trainingsgerät, Anm. d. Red.). An dieser Stelle noch mal vielen Dank an euch, Jungs!
Meiner Meinung nach ist der FC Waldbrunn für jeden, der Spaß am Fußballspielen hat, eine super Adresse!

fcwaldbrunn.de: Das hören wir doch gerne! Vielen Dank für deine Zeit und weiterhin gute Besserung, Tommy!

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